Aus der Kategorie gehypter Forschungsergebnisse stammt die Nachricht, dass es jetzt Software gibt, die Fahrverhalten vorhersagen kann. Wenn man genauer hinsieht stellt man allerdings fest, dass sich die Vorhersage nur auf das Verhalten des Autos bezieht, der_die Fahrer_in weiß immer noch vor dem Computer was passiert.

the researchers report that they’ve build an algorithm capable of predicting driving maneuvers 3.5 seconds before they occur, with about 80 percent accuracy. It’s more accurate and can predict farther into the future that other experimental systems to date. (aus Daniela Hernandez, „The car that knows when you’ll get in an accident before you do„, Fusion.net, 15.04.2015)

Das Paper1 trägt den vielversprechenden Titel „Know Before You Do: Anticipating Maneuvers via Learning Temporal Driving Models“ und auch die Homepage ist einer  guten Presserezeption zuträglich.

Vorweg: Das Paper nicht schlecht geschrieben und dir Erkenntnisse bestimmt relevant für real-time Videoanalyse und Verknüpfungen vom Autosystem mit weiteren Datenanalyse.

Nachgelagerte Vorhersage

Interessant ist allerdings die Definition von Vorhersage in dem Artikel. Die Berichte lassen es so erscheinen als könne das Verhalten des_der Fahrer_in vorhergesagt werden. Tatsächlich wird aber das nächste Manöver des Autos (als wäre es der eigentlich Akteur) vorhergesagt, und zwar in Abhängigkeit vom Verhalten des_der Fahrer_in. Im Grunde wird über die Erkennung des Schulterblicks (des Menschen) erkannt, dass ein Spurwechsel (des Autos) bevor steht. Die Vorhersage bezieht sich also nur auf das technische Systeme (die Erkennungssoftware) die versucht zu erkennt wie sich das Auto verhalten wird, und das anhand des_der Fahrer_in.  Für die Person, die den Schulterblick macht ist es alles andere als Vorhersage, dass ein Fahrstreifenwechsel kommen könnte. Die 3,5 Sekunden die das System vor dem Auto vom Abbiegen „weiß“, sind 2 Sekunden nachdem der_die Fahrer_in den Plan gefasst hat

Gibt’s auch schon mi

Und wer sich für Autos interessiert hat vielleicht auch schon davon gehört, dass   Mercedes, BMW und Honda haben bereits serienmäßig Technologien eingebaut die nicht nur ähnliche Situationen erkennen, sondern auch schon den_die Fahrer_in warnen.
Die arbeiten zwar nicht mit abgefahrener Gesichtserkennung, sondern verknüpfen die Info ob ein Blinker betätigt wurde ist mit einer Erkennung ob ein Auto im Totenwinkel fährt. Brain4Cars verlässt sich allerdings auch darauf, das der_die Fahrer_in selbst aktiv ist und einen Schulterblick macht.

  1. A. Jain, H. S. Koppula, B. Raghavan, and A. Saxena, “Know Before You Do: Anticipating Maneuvers via Learning Temporal Driving Models,” in Cornell Tech Report, 2015. []