Zum Thema „Präsidentschaftswahlkampf in den USA“ liegt schon länger eine Linkliste im Entwurfsordner dieses Blogs. Dabei geht es um Profiling von Wähler*innen und Mikro-targeting. Es ist deswegen interessant, weil bei Obamas Wahlkämpf Datenanalyse eine immer größere Rolle spielte und es spätestens seit 2012 für alle Wahlkämpfenden als unverzichtbar gilt den Einsatz von Werbung und Freiwillige mit Data-Mining zu steuern. Aber in 2016 scheint alles plötzlich wieder anders.
Bisher hab ich hier keinen Artikel verfasst, weil über „The Cave“ – das Büro in dem Obamas Datenanalysten gewerkelt haben, bereits so viel geschrieben worden ist. Dabei geht es um Mikro-Targeting und große Wähler*innendatenbanken. Über alles und jeden wurden Profile erstellt, berechnet wen welches Thema am meisten interessiert und ihr*m passende Infos zugeschickt; Freiwillige die Überzeugungsarbeit leisten sollten wurden so zum Beispiel vor allem zu denen geschickt die als „independent“ (also nicht registriert für eine Partei) galten.
Das ganze hat sich dann in den letzten Jahr so weit entwickelt, dass sich eine ganze Reihe von Firmen damit beschäftigen und die Parteien (nicht nur in den USA) spezialisierte CTOs einstellen. Für die Kampagne von Ted Cruz zum Beispiel wurde eine App entwickelt, die Freiwillige durch die Nachbarschaft navigiert und (bestenfalls) individuelle Skripte für die Ansprache an der Haustür generieren sollte.
Schon vor zwei Jahren hat aber die New York Times schon die Grenzen dieses Campaignings aufgezeigt. Man braucht für jede spezielle Mikro-Zielgruppen auch eine gezielte Ansprache, die ausgearbeitet und natürlich mit dem Parteiprogramm übereinstimmen muss. Die Daten alleine machen noch keinen Wahlkampf.
Alle machen es – außer Donald Trump
Dieses Jahr scheint aber das alles – zumindest bei den Republikanern – nicht die entscheidende Rolle zu spielen. Statt Data-Driven Wahlkampf siegt einer, der laut und populistisch immer nur der Mehrheit seiner potentiellen Wähler nach dem Mund redet. Beim Wired Magazin ist dazu einen Artikel erschienen. Zielgruppen spezifisches Marketing hat seine Grenzen und ist vor allem immer noch weniger effizient als die klassische, wenig gerichtete Medienaufmerksamkeit die ein Donald Trump erfährt, der ständig interviews gibt, dabei viel Quatsch redet und dafür noch mehr Interviewzeit und Berichterstattung bekommt. Statt genauer, gut informierter Überzeugungsarbeit vertritt er wenige, dafür provokaten Positionen und setzt sich dadurch ab.
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