Die Signatur der Terrorist_innen

Eine Nachricht von Heise Online passt zum Thema das Blogs:

Die Ziele von US-Drohnenangriffen sind zunehmend Milizionäre  in unteren Rängen und keine Terroristenführer. Sie werden getötet, obwohl ihre Identität – Name, Rang und der Umfang ihrer Beziehung zur Terroristenorganisation Al Kaida – unbekannt ist. […]. In Pakistan soll „die große Mehrheit“ aller Drohnenangriffe sogenannte Signaturschläge [signature strikes1] sein – und zwar von Beginn der Operationen bis heute


Es braucht also gar keine V-Leute oder Geheimdienste (die sind ja auch mit anderem beschäftigt), um die Schuld der Zielperson festzustellen. Stattdessen entscheidet die Summe einer Menge an Informationen darüber, wer der_die nächst Wichtige, oder zu Eliminierende ist.

Das bedeutet, der Offizier, der den Angriff freigibt, kennt die Identität der Ziele nicht. Aber in deren Verhalten – aufgezeichnet von Drohnenkameras, Satelliten, Mobilfunkfallen, Agenten vor Ort oder anderen „Quellen und Methoden“ der Geheimdienste – sieht er starke Hinweise darauf, dass es Mitglieder einer Organisation sind, die als natürliches Ziel eines Drohneneinsatzes gelten. Sie könnten beispielsweise ein Gebäude, das als terroristischer Aufenthalt bekannt ist, betreten oder verlassen. Mit anderen Worten, ihr Verhalten trägt die „Signatur“ eines legitimen Angriffsziels.

Es geht dabei also bei weitem nicht um Personen (die Anschläge heißen dann personality strikes), sondern nur um die sie beschreibenden Informationen2. Wobei nicht genau bekannt ist – und aus Sicherheitsgründen nicht bekannt werden darf – welche Informationen welche Gewichtung haben und wie sie erhoben werden. Nach einem NBC Bericht betrifft das zwischen einem Viertel und der Hälfte aller Angriffe und bezieht sich vor allem auf die Relationen einer_s Unbekannten zu Orten (die sie besucht) und Personen (mit denen sie sich trifft oder anders Kontakt aufnimmt).

Die Befürworter_innen sagen, eine signaturgestützter Drohnenangriff sei immer noch ein besserer Angriffsgrund als ein direkter Artilleriebeschuss. Die Frage ist ob es zweiteren in solchen Fällen überhaupt geben würde.

Positiv ist einzig, dass das System aber, so der Heise-Artikel, noch nicht vollständig automatisiert ist, d.h. es wird nicht automatisch ein Terror-Score berechnet.

Es scheint keine formale Liste von Kriterien zu geben, die ein Terrorverdächtiger erfüllen muss, bevor er zum Ziel werden kann.[…]

Hoffen wir, dass es so bleibt. Sollte sich die Armee die Mühe machen ihre Daten auszuwerten und zu gucken welche Übereinstimmungen es zwischen den bisher auf Basis ihrer Signatur Getöteten gibt, ließen sich sicher Ähnlichkeiten feststellen. Die wiederum auch genauso gut auf den Vorurteilen der Entscheider_innen über das Verhalten von (zukünftigen) Terrorist_innen basieren können. Ein „Trainingsset“ mit Menschen die einen hohen Terrorscore haben und die dann laufen gelassen werden, um dessen Verlässlichkeit zu prüfen wäre ebenso makaber. In meiner dystopischen Phantansie baut sich ein Ampelsystem auf mit „green = let live“,  „yellow = trace until you have enough information to kill“ und „rot = kill“.

Symbolbild im Titel von Kazvorpal CC-By

  1. Eine Praxis die sich laut LivingUnderDrones (bei Fußnote 50) unter der Obama Regierung etabliert hat []
  2. Der Guardian zitiert auch eine Studie in der das pattern of life analysis bezeichnet wird. Müsste eigentlich aber wohl pattern of death heißen. []

Kategorien: Sicherheit

1 Kommentar

  1. pilpul

    11. Februar 2014 — 5:34 pm

    Das Thema ist nochmal aufgegriffen worden durch The Intercept, die die Aufgaben der NSA und auch die Maßnahmen derjenigen die Ziele solcher Angriffe sind, beleuchten.

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