Zum Jahresabschluss eine kleine Rück- und Vorschau, mit Nachrichten die hier im Blog das Jahr über bisher nicht besprochen wurden. Darunter: Steuer-, Kredit- und Social Scoring, Wahlprognosen und Prognoseblasen.
Wahlergebnisvorhersage
Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen und keine_r (außer ihm) hat’s vorher gewusst. Ich hab‘ vor allem der Meta-Vorhersage von 538 geglaubt (Clinton siegte dort mit 78%er Wahrscheinlichkeit) und war deswegen nicht ganz so überrascht wie die, die z.B. den Algorithmen der Huffington Post vertraut haben (Clinton-Sieg 98%). Nichtsdestotrotz lagen die Umfragen einigermaßen daneben, alles noch im Rahmen von Messungenauigkeiten, aber für Fans datenbasierter Vorhersagen doch ein Schock.
Meine Vorhersage für 2017: Auch in Deutschland wird das Wahlergebnis erst nach der Wahl feststehen!
KfZ Steuer
Telematik Tarife sind ja schon länger im Kommen und das finden scheinbar auch zwei Drittel der Menschen in Deutschland gut. Eine britische Versicherung wollte noch einen drauf setzen und Tarife für Menschen, die noch keine Autoversicherung haben (da gibt’s auch nix zu telematiken), von deren Facebookprofil abhängig machen. Daraus wird aber erst mal nichts, weil Facebook das nicht erlaubt.
Meine Vorhersage für 2017: Facebook erlaubt es nur, wenn sie mit verdienen und verkauft Personality-Scoring-As-A-Service.
Lending-as-a-service
Schon länger in der Kategorie Profiling as a Service unterwegs ist Geldverleiher Kreditech. Im gerade auslaufenden Jahr gab’s für die Geschäftsidee nochmal n paar 10 Millionen Risikokapital. Neu seit meinem letzten Besuch der verschiedenen Kredit24 Niederlassungen etwa in Mexiko oder Polen ist, dass dort scheinbar kein Facebook Login mehr verlangt wird. Man bezieht sich auch beim Big Data Kredithaiwesen (in Mexiko wird mir 30% Zinsen vorgeschlagen) auf die Schufa-Klassiker: Wohnort, Arbeitsplatz, Kontostand.
Meine Vorhersage für 2017: Mehr Geld für alte Ideen verpackt als „disruptive Innovation“ in Webseiten. Wie wäre es mit Regenschirm-as-a-service. Für 100 Euro im Monat verschicke ich Regenschirme abhängig von der Wettervorhersage, so dass sie ankommen, wenn es regnen soll!
Where you will be?
Der Jeder-kann-Taxi-sein-Dienst Uber sammelt, wie alle anderen auch, fleißig Daten über seine Kund_innen. Bisher vor allem, um die Preise dynamisch anzupassen, aber im Dezember wurde nochmal darauf hingewiesen, dass Uber auch über jede_n Einzelne_n weiß, wo sie_er gerade ist und war. Und das Daten, wenn sie denn mal da sind, auch genutzt werden machte ein Whistelblower öffentlich, der berichtet, dass die Mitarbeiter_innen von Uber auch gerne mal ihre Ex-Partner_innen stalken oder nachsehen wo Promis sich aufhalten.
Meine Vorhersage für 2017: Ubers selbst-fahrende Autos werden einen abholen, bevor man überhaupt weiß wo man hin will.
Scoring China
Ende November tauchten plötzlich wieder Berichte über Chinas Social Scoring System auf, scheinbar läuft ein Beta-Test in Shanghai. Bisher wird nur verarbeitet ob man pünktlich seine Sozialabgaben zahlt, aber Ideen welche Daten in den Score einfließen gibt es, laut Wall Street Journal, einige.
Meine Vorhersage für 2017: Wir werden nochmal davon hören.
Kinofilmerfolgsvorhersage
Anfang des Jahres erschien eine Update auf eine Studie, die anhand von einigen wenigen Faktoren den Erfolg von Kinofilmen berechnet hat. Wenig überraschend spielen bekannten Schauspieler_innen und Regisseur_innen einen wichtige Rolle für den Erfolg eines Films. Korrelation ist allerdings auch 2016 nicht gleich Kausalität und so gab es trotzdem auch 2016 ein paar Filme die einige Millionen Verlust eingefahren haben. Darunter der Big Friendly Giant (Regie Steven Spielberg) und Alice im Wunderland (mit Johnny Depp).
Mein Vorhersage fuer 2017: Auch im nächsten Jahr wird es noch Kino-Flopps geben.
Ladendiebe
Im März berichtet die Huffington Post über eine Software die Ladendiebe in Überwachungsvideos anhand ihres Verhatens erkennen kann. Die Firma, die das verspricht, Third Eye hat bisher 887.000 US Dollar Kapital eingesammelt aber noch niemanden dafür bezahlen können die Homepage mit Leben zu füllen.
Meine Vorhersage für 2017: Die werden reich ohne, dass wir erfahren womit.
Profiling für Vermieter_innen
Noch so eine Firma, die es ohne Produkt in die großen Nachrichten geschafft hat. Die Washington Post berichtet im Juni über einen Service für Vermieter*innen mit man potentielle Mieter*innen auf Basis ihrer Social Media Profile kategorisieren können soll. Tenant Assured heißt das Produkt, das sich, wie auch die oben erwähnte Tarifberechnung für Fahranfänger_innen, an den Ergebnissen einer Studie orientiert, die hier im Blog auch schon vorgestellt wurde. Einer der Autoren der Studie hat sich jetzt reumütig gezeigt und bedauert die Folgen seiner Arbeit.
Meine Vorhersage für 2017: Er wird noch einiges zu bedauern haben bevor Snapchat Facebook als erfolgreichstes Social Network ablöst und Persönlichkeitsmerkmale anhand der genutzten Foto-Filter berechnet werden.
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