Für das Deutschlandradio hat sich Peter Welchering Anfang Mai mit einem längeren Beitrag der „Polizeiarbeit 2.0“ gewidmet. Die ersten 10 Minuten drehen sich dabei um Precobs. Außerdem wird in Hamburg über den Einsatz diskutiert.
Welchering interviewt unter anderem Wolfang Inderest, der Projektleiter von PRECOBS in München, der auch die Einbettung der Software in den Arbeitsalltag beschreibt und es nach ziemlich viel manueller Arbeit aussehen lässt:
„Die Auswertung mit Precobs ist ein Analyseverfahren. Wir brauchen dazu natürlich Daten. Wir spielen in dieses System täglich Informationen ein, wann, wo in welchem Modus in welches Tatobjekt eingebrochen worden ist. Das ist die tatsächliche Grundlage, mit der Precobs arbeitet. Wir als Operatoren werden das Ergebnis hinterfragen, werden es vergleichen mit den Zeugenvernehmungen, mit Angaben von Personen, die sachdienliche Angaben machen können und versuchen, das Analyseergebnis zu verifizieren. Und wenn wir uns der Meinung anschließen, zu der Precobs automatisiert gekommen ist, dann führt es dazu, dass wir einen sogenannten Alarm generieren und unseren Kräften draußen auf der Straße Gebiete benennen, die sie verstärkt bestreifen sollen.
Hacking von Predictive Polcing Software
Zu Wort kommt auch ein Informatiker, der allgemein anmerkt, dass es etwa zwei Jahre dauere bis Verfahren, die ursprünglich nur staatlichen Institutionen zur Verfügung stünden, auch von Kriminellen eingesetzt werden würden.
In einem separaten Interview, geht Weichering auch auf ein Beispiel aus Los Angeles ein, bei dem Einbrüche genau in einem Stadtteil stattfanden für den PredPol eine niedrige Wahrscheinlichkeit vorhergesagt hatte.
Pyritz: Sind da die Predpol-Rechner der Polizei gehackt worden?
Welchering: Der Verdacht ist tatsächlich geäußert worden, zumal bekannt ist, dass Polizeiserver in den USA massive Sicherheitslücken aufweisen. Es gibt aber auch eine andere These. Die organisierte Kriminalität hat die Inferenzbildung der Predpol-Software nachgebaut, die Softwaremethodik rekonstruiert. Und damit wussten sie, von welchen Daten und Datenhäufigkeiten Predpol welche Wahrscheinlichkeiten ableitet. Daraufhin haben sie für ein bestimmtes Wohngebiet genau diese Daten, vor allen Dingen Kommunikationsmetadaten, erzeugt, aus denen Predpol dann eine hohe Wahrscheinlichkeit für Einbrüche ableitet. Das führte dazu, dass aus anderen ruhigen Gebieten, mit wenig Kommunikationsmetadaten Kräfte abgezogen wurden. Die wurden in die Gebiete mit hohen Einbruch-Wahrscheinlichkeiten geschickt. Und dann konnten die Kriminellen in aller Ruhe Wohnungen in sogenannten ruhigen Gegenden ausräumen.
Übersicht über Precobs-Einsätze
Letzte Woche berichtet die Welt in einem überraschend kritischen Beitrag, dass der Hamburger Innensenator in die USA geflogen sei und sich über Predictive Policing u.a. in Chicago informiert. Diese und weitere Statusinformationen zum Thema Predictive Policing hab‘ ich jetzt hier eine Übersicht der aktuellen Einsätze und geplanten Einsätze, insbesondere von Precobs, zusammengefasst Hinweise nehm‘ ich gern entgegen.
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