Das die predictive policing Software PredPol nicht besonders gut funktioniert wussten wir ja schon. Nun hat die Human Rights Data Analysis Group Predpol unter die Lupe genommen und den Algorithmus exemplarisch auf Drogendelikte und Verhaftungen in Oakland angewendet. Die Ergebnisse sind in einer kurzen Studie veröffentlicht worden und zeigen: Predpol übernimmt die gleichen rassistischen Tendenzen wie die „reguläre“ Polizeiarbeit. Es sagt Drogenkriminalität auch überwiegend in Gegenden mit schwarzer Bevölkerung vorher, dabei zeigen andere Zahlen, dass der Anteil von Drogenkonsumten_innen dort gar keinen besondere Signifikanz hat.
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Nach drei Jahren hat die 70.000 Einwohner_innen Stadt Mipitas in Kalifornien ihren Vertrag mit Predpol aufgelöst. Als Grund wir unter anderem angeführt, dass sich ein Programm in einer Stadt dieser Größe nicht lohne und die internen Prozesse ausreichend genau seien.
„It was our experience that we often did not have sufficient staff to post officers at PredPol-identified locations and still remain responsive to priority calls for service,“ Pangelinan said.
He added his police force discovered that within Milpitas‘ approximately 14 square miles the „existing internal processes of tracking crime and identifying potential areas of exposure were often more accurate than results received from PredPol.“ (Zitiert von govtech.com, 14.07.2016)
Wie auch in anderen Städten war die Anzahl der Straften nach Einführung von Predpol erst rückläufig, dann normalisierten sich die Zahlen aber. Insgesamt rechtfertige der Effekt die Kosten aber nicht.
PredPol in der Kritik
In Oakland wird die Einführung der predictive polcing software PredPol diskutiert. Das hat Darwin BondGraham vom East Bay Express zum Anlass genommen die Effektivität der Software nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Für das Deutschlandradio hat sich Peter Welchering Anfang Mai mit einem längeren Beitrag der „Polizeiarbeit 2.0“ gewidmet. Die ersten 10 Minuten drehen sich dabei um Precobs. Außerdem wird in Hamburg über den Einsatz diskutiert.
Es finden sich immer noch mehr Jubelbeiträge zu PRECOBS in meinem Newsreader, ohne das es etwas neues zu berichten gäbe. Der Wunsch danach, dass Predictive Policing funktioniert, ist scheinbar so stark, das man nicht abwarten kann ob es denn auch wirklich hilft.
In den USA, wo Software wie PredPol – das einen wesentlich breiteren Einsatzbereich hat als PRECOBS – schon länger eingesetzt wird, ist man über den Glauben an die Wunderwaffe bereits hinaus. Ein Artikel über den erfolgreichen Kampf der Polizei von LA gegen Drogenkriminalität stellt ganz gut dar, dass es wesentlich mehr Faktoren gibt als nur die richtige Vorhersagesoftware. Vielmehr ist dort eine kontinuierliche Arbeit mit den Communities gepaart rechtlichen Änderungen und einer strukturellen Änderung der Drogenwirtschaft Grund für die erfolgreiche Senkung z.B. der Mordraten. Letzteres meint dabei interessanterweise nicht eine Reduzierung des Drogenkonsums sondern vor allem eine „Professionalisierung“ der organisierten Kriminalität, die weniger Interesse daran hat wegen hoher Mordraten im Fokus der Polizeiarbeit zu stehen.
PredPol und Predictive Policing
An mir vorbeigegangen ist ein Beitrag der Tagesschau VideoBlogs zu Predictive Policing in Santa Cruz, der schon vor zwei Monaten online ging. In dem Beitrag wird der Einsatz von PredPol gezeigt, eine Software die dazu dient Polizist_innen gezielt dort einzusetzen wo mit hoher Wahrscheinlichkeit in ein Verbrechen zu erwarten sind.